Veranstaltung: | Stadtparteitag 05./06. September 2025 |
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Tagesordnungspunkt: | 11. Anträge aus dem Kreisverband |
Status: | Beschluss |
Beschluss durch: | AG Gesundheit und Soziales |
Eingereicht: | 02.09.2025, 14:40 |
Maßnahmen gegen Einsamkeit – Öffnung Grüner Büros und Schaffung niedrigschwelliger Angebote
Beschlusstext
Der Kreisverband möge beschließen:
- Der Kreisverband wird sich an der im Rahmen der bundesweiten Strategie
gegen Einsamkeit geplanten Aktionswoche „Gemeinsam gegen Einsamkeit“ vom
22. bis 29. Juni 2026 beteiligen. Der Kreisverband und dessen Abgeordnete
sollen hierfür in dieser Woche die Büros für alle Menschen als „Räume
gegen Einsamkeit“ öffnen und zielgruppenübergreifende Angebote machen.
Dabei soll für die Problematik Einsamkeit als gemeinsames
gesellschaftliches Anliegen sensibilisiert und ihr mit Gemeinschaft
begegnen werden.
- Der Kreisvorstand verfasst gemeinsam mit den Arbeitsgemeinschaften (z.B.
AG Gesundheit und Soziales, AG 60Plus) und Interessierten eine
Gesamtstrategie zum Thema Einsamkeit. Die Gesamtstrategie soll die
Leipziger Bevölkerung in ihren unterschiedlichen Lebenslagen umfassend und
integrierend mitdenken, ebenso wie spezifisch die Mitglieder des
Kreisverbands. Der Kreisvorstand berichtet jährlich zu den Maßnahmen und
Angeboten des Kreisverbandes entsprechend des Antrags.
Mit dieser Initiative tragen wir zur Entstigmatisierung von Einsamkeit bei,
wirken sozialer Isolation entgegen und stärken den gesellschaftlichen
Zusammenhalt in unserer Stadt.
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Der Kreis-Verband soll beschließen:
Der Kreis-Verband beteiligt sich an der bundesweiten Aktions-Woche „Gemeinsam
gegen Einsamkeit“ vom 22. bis 29.Juni 2026.
In dieser Woche sollen die Büros des Kreis-Verbands für alle Menschen
offenstehen. Sie werden als „Räume gegenEinsamkeit“ genutzt. Es sollen einfache
und offene Angebote stattfinden, bei denen alle Menschen willkommen sind. Alter,
Geschlecht oder Herkunft sind nicht entscheidend.
Ziel ist es, das Thema Einsamkeit sichtbar zu machen. Wir machen deutlich:
Einsamkeit geht uns alle an. Wir möchten durch Begegnungen und Gemeinschaft das
Gefühl von Einsamkeit verringern.
Der Kreis-Vorstand erarbeitet zusammen mit den Arbeits-Gemeinschaften (z. B. AG
Gesundheit und Soziales, AG 60Plus) und interessierten Mitgliedern eine Gesamt-
Strategie gegen Einsamkeit.
Diese Strategie soll die unterschiedlichen Lebenslagen der Leipziger*innen
berücksichtigen – ebenso wie die Situation der Mitglieder im Kreisverband.
Der Kreis-Vorstand berichtet einmal im Jahr über die umgesetzten Maßnahmen und
Angebote.
Mit dieser Initiative wollen wir dazu beitragen, dass Einsamkeit kein Tabu mehr
ist, dass weniger Menschen sozialisoliert leben – und dass der gesellschaftliche
Zusammenhalt in Leipzig stärker wird.
Begründung
Wenn wir an Einsamkeit denken, sehen wir oft eine ältere Person vor uns, die Tag für Tag allein in ihrer Wohnung sitzt, auf das Ticken der Uhr hört und darauf wartet, dass das Telefon klingelt. Doch Einsamkeit betrifft längst nicht nur Senior*innen. Sie betrifft auch den 45-jährigen Arbeitslosen, der den Anschluss an frühere Kolleginnen und Kollegen verloren hat. Sie betrifft die alleinerziehende Person, die zwischen Job, Kindererziehung und Haushalt kaum noch Zeit für soziale Kontakte findet. Sie betrifft junge Studierende, die nach dem Umzug in eine neue Stadt niemanden kennen. Einsamkeit ist ein stiller Begleiter, der viele Gesichter hat – und der inzwischen zu einem gesellschaftlichen Problem von erheblicher Tragweite geworden ist.
Die Datenlage ist alarmierend:
- Rund 10 Millionen Menschen in Deutschland (also etwa 14 % der Bevölkerung ab 16 Jahren) fühlen sich häufig einsam. Weitere etwa 21 Millionen Menschen (30 %) erleben moderate Einsamkeit. Zusammengenommen betrifft das also mehr als 30 Millionen Menschen in Deutschland, die in irgendeiner Form von Einsamkeit betroffen sind. https://www.bmbfsfj.bund.de/bmbfsfj/service/publikationen/einsamkeitsbarom-eter-2024-237576
- 46 % der jungen Erwachsenen in Deutschland (16–30 Jahre) fühlen sich im Jahr 2024 mindestens moderat einsam (35 % moderat, 10 % stark). Dabei sind besonders arbeitslose junge Menschen (75 %)und solche mit niedrigem Bildungsniveau (62 %) betroffen. Das führt auch zu einem deutlich geringeres Vertrauen in politische Selbstwirksamkeit. Diese Entwicklung droht unsere Demokratie zu schwächen. https://www.bertelsmann-stiftung.de/fileadmin/files/BSt/Publikationen/GrauePublikationen/GenNow_Ei-nsamkeit_Daten_06lay.pdf
- Die Ergebnisse des Einsamkeitsbarometers 2024 zeigen einen Rückgang der Einsamkeitsbelastung der deutschen Bevölkerung zwischen 1992 und 2017. Nach einem starken Anstieg der Einsamkeitsbelastung im ersten Pandemiejahr 2020 (2017: 7,6 %; 2020: 28,2 %) sinken die aktuellsten Zahlen aus dem Jahr 2021 (11,3 %) bereits wieder. Dieser Trend ist jedoch nicht bei allen Bevölkerungsgruppen gleich. https://www.bmbfsfj.bund.de/bmbfsfj/service/publikationen/einsamkeitsbarom-eter-2024-237576https://www.diw.de/de/diw_01.c.935067.de/publikationen/wochenbericht-e/2025_05_1/einsamkeit_in_deutschland__die_gefaehrdetste_gruppe_sind_mensc-hen_mit_niedrigem_einkommen.html?utm_source=chatgpt.comhttps://kompetenzne-tz-einsamkeit.de/wp-content/uploads/2022/07/KNE_Expertise04_220629.pdf
- Menschen, die dauerhaft einsam sind, haben ein um 26 % höheres Risiko, frühzeitig zu sterben (Meta-Studie der Brigham Young University, 2010, https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/20668659/ )
Einsamkeit ist also kein Randphänomen, sondern eine weit verbreitete gesellschaftspolitische Herausforderung mit unmittelbaren Folgen für Gesundheit, soziales Wohlbefinden und demokratische Teilhabe. Dabei können bereits regelmäßige, kurze soziale Kontakte das subjektive Einsamkeitsgefühl um bis zu 40 % senken (z. B. Deutsche Gesellschaft für Psychologie, 2021 – hier ergänzt) und messbar zur Verbesserung des psychischen Wohlbefindens beitragen. Dieser Verantwortung wollen auch wir als Partei Rechnung tragen.
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Einsamkeit betrifft Menschen in allen Lebens-Lagen.
Einsamkeit hat viele Gesichter. Sie ist weit verbreitet und oft unsichtbar. Und sie hat Auswirkungen auf das Wohlbefinden und auf unsere Gesellschaft.
Zum Beispiel:
- Eine arbeits-lose Person um die 45, die keinen Kontakt mehr zu früheren Kolleginnen hat,
- ein allein-erziehender Vater, die kaum noch Zeit für Freundschaften haben,
- junge Studierende, die nach einem Umzug niemanden in der neuen Stadt kennen.
Zahlen und Fakten:
- Etwa 10 Millionen Menschen in Deutschland fühlen sich häufig einsam.
- Weitere 21 Millionen Menschen erleben mittlere Einsamkeit.
→ Insgesamt sind mehr als 30 Millionen Menschen in Deutschland betroffen.
- Fast die Hälfte der jungen Erwachsenen fühlen mindestens moderat einsam.
- Besonders betroffen sind:
- arbeitslose junge Menschen
- junge Menschen mit niedrigem Bildungsabschluss
Diese Einsamkeit kann das Gefühl auslösen, politisch nichts bewirken zu können. Das kann auf lange Sicht die Demokratie schwächen.
Im ersten Jahr der Corona-Pandemie (2020) stieg Einsamkeit stark an. Danach ist Einsamkeit zurückgegangen. Aber: Nicht alle Gruppen haben die gleiche Entwicklung. Menschen mit wenig Einkommen sind besonders gefährdet, dauerhaft einsam zu sein.
Laut einer internationalen Studie haben Menschen, die lange einsam sind, ein höheres Risiko, früher zu sterben.
Warum wir handeln müssen:
Einsamkeit ist kein Rand-Thema.
Sie betrifft viele – und sie wirkt sich aus: auf die Gesundheit, das soziale Miteinander und die Demokratie.
Schon kurze, regelmäßige Gespräche oder Begegnungen können helfen das Einsamkeits-Gefühl zu senken.
Fazit:
Wir wollen Verantwortung übernehmen.
Als Partei möchten wir zeigen: Niemand soll sich ausgeschlossen fühlen.
Wir setzen uns dafür ein, dass Menschen wieder mehr Gemeinsamkeit und Gemeinschaft erleben.